“Nimm das Leid und mach es zu einem Liede,
keines ist süßer, keines mit Würde leiser.”
(Weinheber)Es ist Pfingsten. Ich sitze im Garten zwischen blühenden Rhododendronbüschen, Hummeln summen um mich herum, die Amseln zwitschern fröhlich und unbeschwert über mir. Leise rauscht es in der großen
Zitterpappel, und alle kleinen Blätter tanzen im Winde. Dahinter ein strahlend blauer Himmel. Wie schön ist die Welt in ihrer Farbenpracht! Langsam komme ich zur Ruhe und beginne die Welt um mich herum wieder bewußt
wahrzunehmen und zu genießen.
Pfingsten – Fest des Heiligen Geistes, des Trösters. So wurde auch mir Trost zuteil während der langen Bettlägerigkeit meiner Mutter, der langjährigen Lebensgefährtin des
bedeutenden norddeutschen Holzbildhauers und Malers Otto Flath.
In dieser schweren, niederdrückenden, mit vielen Aufregungen durchlittenen Zeit dachte ich eines Nachts an die Geschichte im Neuen Testament
von Petrus und Paulus im Gefängnis. Gefesselt, geschlagen und verwundet, so lagen sie auf dem nackten Fußboden, aber sie beteten und lobten Gott, so daß Fesseln und Türen aufsprangen (Apg. 16, 25-26).
Tiefe
Nacht, Gefängnis, Einengung, Bedrängnis hier – Singen und Loben, geöffnete Türen dort? Erfahrungsgemäß müssen das keine Gegensätze bleiben.
Durch diese bewußte Willensentscheidung im Vertrauen auf
Gottes Führung dringt ein heller Lichtstrahl in die Finsternis. Sollte ich aus dem Gefängnis meiner Ängste, Sorgen, Aufregungen und Niedergeschlagenheit nicht auch einmal einen Versuch wagen und Gott loben?
“Alle Eure Sorgen werfet auf mich, denn ich sorge für Euch”, ging es mir durch den Kopf, und schon hatte ich eine Melodie dazu, was mich zugleich verwunderte und erfreute.
Nun suchte ich
Abend für Abend mir liebgewordene Texte, Konfirmationssprüche meiner Kinder und meiner Mutter aus, und es geschah, daß Gott mir jedesmal eine Melodie dazu schenkte.
Das veränderte meine negative
Gefühlslage. Ich bekam wieder Mut und Kraft, und für meine Mutter waren die Lieder eine große Freude. So sang sie ihren Konfirmationsspruch noch bis zu ihrem Tode mit, und auf ihrem fast schon erstarrten Gesicht
leuchtete jedesmal ein seliges Lächeln. “Der in Euch angefangen hat das gute Werk, der wird es auch vollenden bis an den Tag Jesu Christi”.
In einer Zeit der von dumpfen Rhythmen dominierten Musik ist es
mir wichtig, die reine, klare Melodie, das einfache Lied wieder neu zu beleben. Als es dann immer mehr Lieder wurden, hatte ich die Idee, dazu Aquarelle von Otto Flath für einen Bildband herauszusuchen. Die farbenfrohen
Bilder ergänzen mit ihrer positiven Ausstrahlung die Lieder auf harmonische Weise.
Mit diesem Buch möchte ich Gott für seinen wunderbaren Trost danken und auch den Leser ermutigen, in scheinbar
ausweglosen Situationen vertrauensvoll auf Gott zu schauen und Ihn zu loben, der alles in Seinen Händen hält und dem nichts unmöglich ist.
“Die ihr Gott fürchtet, ich erzähle:
Kommt, hört und betet mit mir an.
Hört, was der Herr an meiner Seele
für große Dinge hat getan.
Rief ich ihn an mit meinem Munde,
wenn Not von allen Seiten drang,
so war oft zu derselben Stunde
auf meiner Zung‘ ein Lobgesang.”
(Matthias Jorissen)